A139: Casanovas Heimfahrt, Seite 88

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wird uns immer versagt sein; unser Weg geht von der Geburt zum
was bleibt in chez a
Tode; nach dem Gesetz leben, das jedem von uns in
die Brust gesenkt ist - oder auch wider dies Gesetz, denn Aufleh-
nung wie Demut kommen gleichermassen von Gott.“
Olivo sah auf seine Nichte mit scheuer Bewunderung,
dann ängstlich auf Casanova hin, der nach einer Entgegnung such-
könnte
te, mit der er Marcolinen klar machen wollte, dass sie Gott sozu-
sagen in einem Atemzug bewies und leugnete,-oder dass Gott und
Teufel für sie eines seien:- aber er spürte, dass er gegen ihr
Gefühl nichts anderes einzusetzen hatte, als leere Worte,- und
nicht einmal die boten sich ihm heute dar. der sonderbar sich
verzerrende Ausdruck seiner Mienen schien in Amaliadie grinnerung
an seine wirren Drohungen von gestern wieder aufzuwecken, und
sie beeilte sich zu bemerken: „Und doch ist Marcolina fromm, glau-
ben sie mir, Chevalier".- Marcolina lächelte verloren. „Wir sind
es alle in unserer Weise“, sagte Casanova und sah vor sich hin.
Eine plötzliche Biegung des Wegs, und das Kloster lag
not
vor ihnen. Ueber die xxx Umfassungsmauer rogten die schlanken
angressen
Enden der hohen Linienstämne. Auf das Geräusch des heranrollen-
den Wagens hatte sich das Tor aufgetan, ein Pförtner mit langem
weissen Barte grüsste bedächtig und liess die Gäste ein. Durch
einen hohen offenen Bogengang, zwischen dessen Säulen man beider-
seits in einen ganz verwachsenen, dunkelgrünen Garten sah, näher-