A139: Casanovas Heimfahrt, Seite 94

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zen liebte,- eine gelehrte Korrespondenz mit dem berühmten Sau¬
grenue in Paris unterhielt; und er schalt sich zugleich ob dieser
lächerlichen Trägheit seiner Phantasie. Hatte er nicht
schon unzählige Male erfahren, dass in jedes wahrhaft lebendigen
Menschen Seele nicht nur verschiedene, dass sogar scheinbar feind-
aif die
liche
zwisc Elemente in friedlichste Weise darin zusammenwohnten?
Er selbst, vor kurzem noch ein im Tiefsten aufgewühlter, ein ver-
zweifelter O/ein xxx bösen. Tun bereiter Mann; war er jetzt
nicht sanft, gütig und um zu so lustigen Spüssen aufgelegt, dass
moucturer
die kleinen Töchterée sich vor Lachen schütteln wollten?
Nur an seinem ganz ausserordentlichen, fast tirerischen Hunger,
der ihn immer nach starken Aufregungen zu überfallen pflegte,
erkannte er selbst, dass die Ordnung in seiner Seele noch kei-
neswegs völlig hergestellt war.
Mit dem letzten Gang zugleich brachte die Magd ein
Schreiben, das ein Bote aus Mantua soeben für den Chevalier ab-
gegeben hatte. Olivo, der merkte, wie Casenova vor Aufregung er-
blasste, gab Auftrag, dem Bote Speise und Trank zu reichen, dann
wandte er sich an seinen Gast mit den Worten: „Lassen Sie sich
nicht stören, Chevalier, lesen Sie ruhig Ihren Brief".- „Mit Ihrer
Erlaubnis“, erwiderte Casanova, erhob sich, mit einer leichten Ver-
neigung zu den Gedrigen, vom Tisch, trat ans Fenster und öffnete
das Schreiben mit gut gespielter Gleichgültigkeit. Es kam von