A139: Casanovas Heimfahrt, Seite 115

113
gelaufwärts stiegen, zwischen den Rebenstöcken, unter einem schwü-
len spätnachmittaghimmel, begann Casanova: „Lassen Sie uns die
Angelegenheit nach den Gesetzen der Logik behandeln, so werden
wir einander am besten verstehen. Es besteht offenbar keine Mög-
lichkeit für Sie, sich das Geld, das Sie dem Marchese schuldig
sind, bis zu der von ihm festgesetzten Frist zu verschaffen;
und für den Fall, dass Sie es ihm nicht zahlen sollten, auch darü-
ber kann kein Zweifel sein, ist er fest entschlossen Sie zu ver-
nichten. Da er mehr von Ihnen weis s, (hier wagte sich Casanova.
sicht ganz empfahrliche
weiter vor als er musste, doch er liebte solche kleine Abenten-
er auf einem im übrigen vorgezeichneten Weg) als er uns heute
verraten hat, sind Sie tatsächlich völlig in der Gewalt dieses
Schurken, und Ihr Schicksal als Offizier, als Edelmann wäre besie-
gelt. Das ist die eine Seite der Sache. Dagegen sind Sie geret-
tet, sobald Sie Ihre Schuld bezahlt und die - irgendwie in Ihren
Besitz gelangten Ringe wieder in Händen haben;- und gerettet
sein: das heisst für Sie in diesem Fall nicht weniger, als dass
Ihnen ein Dasein wieder gehört, mit dem Sie schon so gut wie ab-
geschlossen hatten und zwar, da Sie jung, schön und kühn sind,
ein Dasein voll Glanz, Glück und Ruhm. Eine solche Aussicht
scheint mir herrlich genug, besonders wenn auf der andern Seite
nichts winkt als ein ruhmloser, ja schimpflieher Untergang, um
Wihr zu Liebe ein Vorurteil aufzuopfern, das man persönlich si-