A139: Casanovas Heimfahrt, Seite 120

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nein, a 1 s meinem Freund; denn selten, Lorenzi, habe ich zu einem
Menschen vom ersten Augenblick eine solche rätselhafte Sympathie
empfunden wie zu Ihnen. Aber hätt' ich dieser grosemütigen Re-
gung nachgegeben, in der Sekunde darauf hätte ich sie aufs Tiefste
bereut, geradeso wie sie, Lorenzi, in der Sekunde, oh Sie sich die
Kugel in den ropf jagten, zur verzweiflungsvollen Erkenntnis kä-
man, dass Sie ein Warr ohnegleichen gewesen sind, - um taßsend Lie-
besnächte mit immer neuen Frauen hinzuwerfen für eine einzige,
der dann keine Nacht - und kein Tag mehr folgte."
Noch immer schwieg Lorenzi; sein Schweigen dauerte
Sekunden, es dauerte Minuten lang, und Casanova fragte sich, wie
lang er sich's noch dürfte gefallen lassen. Schon war er im Be-
griff, sich mit einem kurzen Grusse abzuwenden und so anzudeuten,
dass er seinen Vorschlag als abgelehnt betrachte, als Lorenzi,
immer wortlos, mit einer durchaus nicht raschen Bewegung seiner
rechten Hand nach rückwärts in die Tasche seines Rockschosses
griff, und Casanova, der in gleichen Augenblick, nach wie vor auf
alles gefasst, einen Schritt zurückgetreten war, wie um sich nie-
derzuducken - den Gartenschlüssel überreichte. Die Bewegung Casa-
novas, die immerhin eine Regung von Furcht ausgedrückt hatte,
liess um Lorenzis Lippen ein sofort wieder verschwindendes Lä-
cheln des Hohna erscheinen. Casanova verstand es seine aufstei-
gende tut, deren wirklicher Ausbruch alles wieder hätte zunichte
machen können, zu unterdrücken, ja zu verbergen und, den Schlüssel