A139: Casanovas Heimfahrt, Seite 124

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Handel wie ein anderer - wir sind quitt“. Er streckte ihm die
Hand entgegen. Lorenzi nahm sie nicht; doch nun sprach er das
erste Wort. „Ich erinnere mich nicht“, sagte er, dass auch dies
in unserem Pakt enthalten gewesen wäre." Er wandte sich und
ging.
Sind wir so genau, mein Freund? dachte Casanova. So
darf ich mich umso sicherer darauf verlassen, dass ich nicht am
Ende der Geprellte sein werde. Freilich hatte er an diese Mög-
lichkeit keinen Augenblick ernstlich gedacht; er wusste, aus ei-
gener Erfahrung, dass Leute wie Lorenzi ihre besondere Art von
Ehre haben, deren Gesetze in Paragraphen nicht aufzuzeichnen
sind, über die aber von Fall zu Fall ein Zweifel kaum bestehen
kann. - Er legte Lorenzis Mantel zu oberst in den Reisesack,
schloss diesen zu; die Goldstücke, die ihm geblieben, steckte er
zu sich, blickte sich in dem Raum, den er wohl niemals wieder be-
treten sollte, nach allen Seiten um und, mit Degen und Hut, zur
Abfahrt fertig, begab er sich in den Saal, wo Olivo mit Frau und
Kindern schon am gedeckten Tische sitzend fand. Marcolina trat
zugleich mit ihm, was Casanova als günstiges Schicksalszeichen
deutete, von der anderen Seite, aus dem Garten ein und erwiderte
Neigen des Haupts
seinen Gruss mit einem unbefangen freundlichen Blick. Das Essen
wurde aufgetragen; die Unterhaltung giing anfangs lange am, ja wie
gedämpft von der Stimmung des Abschiede in fähseliger Veise von
statten. Amt ia sohien in auffallender Weise mit ihren kindern