A139: Casanovas Heimfahrt, Seite 136

134
Kuss unlöslicher zu verbinden? Wurde, was sich als Betrug ent-
sponnen, nicht Wahrheit in den namenlosen Entzückungen dieser
wacht... Ja, durchschauerte sie, die Betragene, die Geliebte, die
Einzige, nicht selbst schon eine Ahnung, dass es nicht Lorenzi,
der Jüngling, der Wicht, dass es ein Mann,- das es Casanova war,
in dessen Göttergluten sie verging? Und schon begann er es für
möglich zu halten, dass ihm der ersehnte und doch gefürchtete
Augenblick des Geständnisses gänzlich erspart bleiben würde;
er träumte davon, dass Marcolina selbst, bebend, gebannt, erlöst
ihm seinen Namen entgegenflüstern würde. Und dann - wenn sie so
ihm verziehen - nein - seine Verzeihung empfangen - dann wollte
er sie mit sich nehmen, sofort in dieser selben Stunde noch, mit
ihr im Grauen der Frühe das Haus verlassen, mit ihr in den Wagen
steigen, der draussen an der Strassenbiegung wartete... mit ihr
können.
davonfahren, für immer sie halten, sein Lebenswerk damit hürmen,
dass er, in Jahren, da Andere sich zu einem trüben Greisentum be-
reiten, die Jüngste, die Schönste,die Klügste durch die ungeheuert
Macht seines unverlöschlichen Wesens gewonnen, und sie für alle
Zeit zur seinen gemacht hatte. Denn diese war sein, wie keine
vor ihr. Er glitt mit ihr durch geheimnisvolle schmale Kanäle,
zwischen Palästen hin, in deren Schatten er nun wieder heimisch
war, unter geschwungenen Brücken, über die verdämnernde Gestal-
ten huschten; manche winkten über die Brüstung ihnen entgegen