A139: Casanovas Heimfahrt, Seite 142

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Blick, der zu Casanovas schlimmster Qual alles, was noch gut in
ihm war, für eine kurze Veile neu entzündete, wan dte er sich ab;
ohne sich noch einmal nach Marcolinen umzusehen, ging er ans
Fenster, raffte den Vorhang zur Seite, öffnete Fenster und Gitter,
warf einen Blick in den dämmernden Garten, der noch zu schlummern
schien, und schwang sich über die Brüstung ins Freie. Da er die
Möglichkeit erwog, dass irgendwer im Hause schon erwacht sein
und ihn von einem Fenster aus erblicken könnte, vermied er die
Wiese und liess sich von der Allee in ihren schützenden Schat-
ten aufnehmen. Er trat durch die Gartentür ins Freie hinaus,
und hatte kaum hinter sich zugeschlossen, als ihm jemand entge-
gentrat und den Weg verstellte. Der Ruderer... war sein erster
Gedanke. Denn nun wusste er plötzlich, dass der Gondelführer im
memoire.
Traum kein anderer gewesen war als Lorenzi. Da stand er. Sein
roter Waffenrock mit der silbernen Verschnürung brannte durch
den Morgen. Welche prächtige uniform, dachte Casanova in seinem
verwirrten und ermüdeten Gehirn, sieht sie nicht aus wie neuf-
Und ist sicher nicht bezahlt... Diese nüchternen Erwägungen brach-
ten ihn völlig zur Besinnung, und sobald er sich der Lage bewusst
war, fühlte er sich froh. Er nahm seine stolzeste Haltung an,
fasste den negengriff unter dem hüllenden Mantel fester und
sagte im liebenswürdigsten Ton: „Finden Sie nicht,Herr Leutenant
Lorenzi, dass Ihnen dieser Einfall etwas verspätet kommt?“- „Doch