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Schild mit dem goldenen Löwen, und Casanova sprang aus den Vagen.
In der Tür stand die Virtin; frisch.mit lachendem Gesicht, und
schien nicht übel gelaunt Casanova zu empfangen, wie man eben ei-
nen Geliebten empfängt, der nach unerwünschter Abwesenheit als
ein Meisserschnter wiederkehrt; er aber wies mit einem ärger-
lichen glick auf den Kutscher, wie auf einen lästigen Zeugen und
hiess ihn dann sich an Speise und Trank nach Herzenslust gütlich
tun. Ein Brief aus Venedig ist gestern Abend für Sie angekommen,
Herr Chevalier“, sagte die Wirtin.- „Noch einer?“ fragte Casano-
va und lief die Treppen hinauf in sein Zimmer. Die Wirtin folgte
ihm. Auf dem Tisch lag ein versiegeltes Schreiben. In höchster
Erregung öffnete es Casanova.- Ein Viderruf dachte er in Angst.
Doch als er gelesen, erheiterte sich sein Gesicht. Es waren ein
paar Zeilen von Bragadino mit einer Ahweisung auf zweihundert-
fünfzig Lire, die beilag, damit er seine Reise, wenn er etwa dazu
entschlossen, auch nicht einen Tag mehr aufzuschieben genötigt
sei. Casanova wandte sich zu der Wirtin und erklärte ihr mit ei-
ner angenommenen verdriesslichen Miene, dass er leider gezwungen
sei, schon in dieser selben Stunde seine Reise fortzusetzen, wenn
er nicht die Gefahr laufen wolle, die Stelle zu verlieren, die
ihm sein Freund Bragadino in Venedig verschafft habe und um die
hundert Bewerber da seien! Aber, setzte er gleich hinzu, als er
bedrohliche Volken auf der Wirtin Stirn aufziehen sah... er wol-
Schild mit dem goldenen Löwen, und Casanova sprang aus den Vagen.
In der Tür stand die Virtin; frisch.mit lachendem Gesicht, und
schien nicht übel gelaunt Casanova zu empfangen, wie man eben ei-
nen Geliebten empfängt, der nach unerwünschter Abwesenheit als
ein Meisserschnter wiederkehrt; er aber wies mit einem ärger-
lichen glick auf den Kutscher, wie auf einen lästigen Zeugen und
hiess ihn dann sich an Speise und Trank nach Herzenslust gütlich
tun. Ein Brief aus Venedig ist gestern Abend für Sie angekommen,
Herr Chevalier“, sagte die Wirtin.- „Noch einer?“ fragte Casano-
va und lief die Treppen hinauf in sein Zimmer. Die Wirtin folgte
ihm. Auf dem Tisch lag ein versiegeltes Schreiben. In höchster
Erregung öffnete es Casanova.- Ein Viderruf dachte er in Angst.
Doch als er gelesen, erheiterte sich sein Gesicht. Es waren ein
paar Zeilen von Bragadino mit einer Ahweisung auf zweihundert-
fünfzig Lire, die beilag, damit er seine Reise, wenn er etwa dazu
entschlossen, auch nicht einen Tag mehr aufzuschieben genötigt
sei. Casanova wandte sich zu der Wirtin und erklärte ihr mit ei-
ner angenommenen verdriesslichen Miene, dass er leider gezwungen
sei, schon in dieser selben Stunde seine Reise fortzusetzen, wenn
er nicht die Gefahr laufen wolle, die Stelle zu verlieren, die
ihm sein Freund Bragadino in Venedig verschafft habe und um die
hundert Bewerber da seien! Aber, setzte er gleich hinzu, als er
bedrohliche Volken auf der Wirtin Stirn aufziehen sah... er wol-