A139: Casanovas Heimfahrt, Seite 151

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le sich die Stelle nur erst einmal sichern, sein Dekret - nämlich
als Sekretär des hohen Rats von Venedig- in Empfang nehmen, dann,
wenn er einmal in Amt und Würden sei, werde er sofort einen Ur-
laub verlangen, um seine Angelegenheiten in Mantua zu ordnen, den
könne man ihm natürlich nicht verweigern; er lasse ja sogar
seine meisten Habseligkeiten hier zurück- und dann, dann hänge
es nur vor seiner teuern, von seiner entzückenden Freundin ab,
ob sie nicht ihr Wirtsgeschäft hier aufgeben, und ihm als seine
Gattin nach Venedig folgen wolle... Sie fiel ihm um den Hals
und fragte ihn mit schwimmenden Augen, ob sie ihm nicht vor sei-
ner Abfahrt wenigstens ein tüchtiges Frühstück ins Zimmer brin-
gen dürfe. Er wusste, dass es auf eine Abschiedsfeier abgesehen
war, zu der er nicht das geringste Verlangen verspürte, doch er
er
erklärte sich einverstanden, um sie nur endlich einmal drassen
rein
zu haben; als sie die Treppe hinunter war, packte er noch von
Wäsche und Büchern, was er am dringendsten benötigte, in eine Ta-
sche, begab sich in die Wirtsstube, wo er den Kutscher bei einem
reichlichen Mahle fand und fragte ihn, ob er - gegen eine Summe,
die den gewöhnlichen Preis um das Doppelte überstieg, bereit wä-
re, sofort mit den gleichen Pferden in der Richtung gegen Venedig
zu fahren, bis zur nächsten Poststation. Der Kutscher schlug ohne-
sinden bei geblick nicht
weiteres ein, und so hatte Unsanova die schlimmste Sorge los.
Die Wirtin trat ein, zornrot im gesicht undfragte ihn, ob er ver-
Ao
gessen habe, dass sein Frühstück auf dem Zimmerwarte. Casanova