A192: Der letzte Brief eines Literaten, Seite 23

die
negant auf eine solche Probe zu stellen.
Es war mir kaum aufgefallen, dass Ma¬
Ihr über meine dichterischen Bestrebungen
und Erfolge bisher noch kaum ein Wort ge¬
war freilich
äussert
amie
hatte. Es ward leicht zu merken, dass
meine Stücke, ohne dass sie es geradezu aus-
sprach, ihr alle ziemlich widerwärtig gewesen
waren. Und es überraschte sie kaum, als sie
mich von dieser Erkenntnis, aus der ich ja
kein Hehl machte, nicht nur nicht verletzt,
to the
sondern sogar belustigt sah. Aber seltsam
und freudig berührte es mich, als sie mir
am
même
nun eingestand, dass sie/in jenen ihr peinli-
-17
chen Brodukten zuweilen ein andern und bes-
seren Menschen geshnt als den, der sich darin
kundgegeben; - ob auch eine höhere Art von
Dichter als die Menge bisher in mir erkannt,
darüber masste sie sich freilich kein Ur-
teil an. Doch keineswegs war sie zufrieden,
als ich sie meinen Entschluss vernehmen
liess, die Schriftst ellerei vollkommen aufzu-
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-endorgehen, denn, so fenn es ihrem wahnhaft neinen
Herzen lag fün ihren Geliebten äussere Eh-
ren und puhm zu erstreben,es war noch weniger
nach ihrem Sinn sich ihn für die Dauer als
ohne eine nach einem bestimmten Ziel ge-
richtete Tätigkeit vorzustellen, und dass eine
zu dabei frühlen
auprésent.
eigentliche Tätigkeit für mich f wie für je-
den Menschen doch nur innerhalb eines ihm
von seiner Begabung angewiesenen Kreises
denkbar war, fühlte sie und sprach sie mit
aller Klarheit aus. Aber von all dem war doch
nur nebenhind die Rede. Denn was ist Zukunft
für ein leeres Wort-in einer Gegenwart, die
dacrim
unerschöpflich und so. auch unaufhörbar
scheint.
Der Sommer kam heran mit heissen
Tagen und schwülen Nächten. Maria hatte leich
te Anwandlungen von Mattigkeit, denen ich umso
weniger Bedeutung beilegte, als sie selbst sie
gar nicht zu beachten schien, bis sie eines
Tag vor Sonnenuntergang während dir beide
auf dem kleinen Balkon unserer Wohnung am