A20: Flucht in die Finsternis (Der Verfolgte, Wahnsinn), Seite 15

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gezogen, bei dem Robert sich im Ganzen gut gehalten und Widerspruch
gegenüber keinerlei Erregung gezeigt,- ebenso wie er sich auch bei
Tisch so harmlos gegehen hatte, dass selbst ein voreingekommener
Beobachter ihn nicht für verrückt hätte halten können. Trotzdem
lag es durchaus nicht ausser dem Bereich aller Möglichkeiten.
dass einem ürztlichen Beobachter, der ihn lange nicht gesehen, ge-
wie se Veränderungen seiner Züge aufgefallen wären, die, wie schon
die zweifellos vorhandene Unglekohheit der Lidspalten, nicht schlecht
weg als das Ergebnis der dahinfliehenden Zeit zu deuten waren.
Von plötzlicher Unruhe gepackt sprang er aus dem Bett, machte Licht
und trat vor den Spiegel. Schrecken erfasste ihn. Der Mann, der ihm
da entgegenstarrte, mit blassen Vangen, weitaufgerissenen Augen,
zerrauftem Haar, einen schmerzlich entsetzten Zug um die Lippen
und mit offenem zerknittertem Hendkragen, das war kaum mehr er
selbst. Es war wohl sein Abbild, aber so, wie es sich jemandem of-
fenbaren musste, dem es gegeben war hinter der Maske des Tag, hin-
ter der vorsichtigen Gepflegtheit des Alltags - und Berufsantlitzes
das wirkliche zu erkennen, in das die Spuren all der unsinnigen
Aengste eingegraten waren, die ihn sein Leben lang durch die
Welt gejagt hatten. Was nützte es ihm, dass ihre Macht nun heit zu
endlich gebrochen schien. Hatte Otto nicht seit Jahren den Aus¬
man das allgemein Menschlich
ein Medizini
bruch des Wahnsinns bei ihm vorausge sehen und erwartet? Und war
il war beruhigte ihn die Tatsache eines gefassten Entschlus-
or dem Bruder nicht gerade in der allerletzten Zeit, eben, da
n leidlichem Schlaf zu verbringen vermochte.
Nacht
das Schicksal sich so entschieden für ihn erklärte, da er zumigkeit
mit aller nötigen Sammlung zu widmen, was eine günstige, Wirkung
auf seine Stimmung ausübte; und seiner Verlobten wäre an diesem
Abend vielleicht auch dann nichts weiter