A20: Flucht in die Finsternis (Der Verfolgte, Wahnsinn), Seite 54

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Beamtensfrau, dachte er, Buchhalterin? - Da sie ihren Schritt all-
mählich verlangsamt hatte, zweifelte Robert nicht, dass sie sich du
Vahrzeit nicht übel die
nicht ungern gefolgt wusste und so richtete er an einer Strassen-
richtete en
ecke, schon weiter draussen in der Vorstadt, unbefangen das erste
Wort an sie.
„Würden Sie mir’s übel nehmen, Fräulein, wenn ich um
die "Erlaubnis bäte, mich Ihrem Spaziergang anzuschliessen" - Sie
darauf mit einer angenehmen Stimme, weder erstæunt noch beleidigt:
„Es ist kein Spaziergang, ich gehe nach Hause.“ Sie sah ihn kaum an.-
„Aber die Wrlaubnis“, meinte er, „darf ich wohl als erteilt annehmen?"
Sie zuckte die Achseln, etwa, als wollte sie sagen:
Mit mir muss man wirklich nicht so viele Geschichten machen; -
dann erst sah sie ihn von der Seite an. Er sprach davon, dass Sie ihm
schon auf der Ringstrasse aufgefallen sei;- wie sie auf des Bank gesenen
Mais
sass, die Hände in den Manteltaschen, die Rolle auf dem Schoss, den
Blick vor sich hin gerichtet; das sei ein hübsches Bild gewesen.-
„Sie sind doch kein Maler?" fragte sie. - „Leider nicht“,erwider-
te er. Und da er keinen Grund hatte ihr seinen Namen zu verhehlen,
so stellte er sich in aller Form vor. Sie nannte den ihren ganz
beiläufig, und in dem leicht weiterfliessenden Gespräch, ohne sich
erst eindringlich fragen zu lassen, erzählte sie ihm allerlei von
ihrem Leben. Sie gab Klavierlektionen; ihr Mann, ein Magistratsbeam-
ter, war vor drei Jahren gestorben; und nun, verwitwet und kinderlos,
wohnte sie in einer nahen Seitengasse, bei einer besseren Handwerker-
welckx
familie. Im letzten Sommer hatte sie sich zum ersten Mal nach ihres