A20: Flucht in die Finsternis (Der Verfolgte, Wahnsinn), Seite 56

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G.C.P.
Rabert liess den Wagen wieder der Stadt zuwenden. Sie redeten
beide nichts mehr und als er ihre Hand fasste, gab sie ihm den
Druck mit Inheimst zurück. In ihre müden Züge trat ein Schimme
lick nach dem
a
von Erante, fast von Glück.
In einem kleinen Gasthof, der Robert von ähnlichen Ge-
legenheiten her bekannt war, stieg er mit ihr ab,nahm ein Zimmer
und bestellte ein Abendessen. Während sie es erwarteten, sass sie
mit im Schoss gefalteten Händen auf dem blauen Plüschdiwan, und
er,eine zigarette rauchend,ging in dem bescheidenen, aber nett
gehaltenen Raum auf und nieder. Ueber den Betten hingen zwei
schlechte Oeldrucke, italienische Landschaften mit Staffage vor-
recht
stellend:/der Vesuv, über den Golf von Neapel Rauch und Feuer-
lucks
schein verbreitend; eine Osteria in der römischen Campagna mit
Fuhrleuten,rot und blau gekleideten,breit lachenden Mädohen,
im Hintergrund ein Aquàdukt mit zerbrochenen Säulen. Nie wird sie
mehr von Italien wissen, dachte Robert, als was sie auf solchen
Bildern zu sehen bekommt. Und mitleidsvoll-schuldbewusst streif-
te sein Blick ihren Scheitel. Sie sass noch immer ganz stille da
in ihrer hochgeschlossenen, etwas zerdrückten, blaugetupften Lei-
nenblouse. Ihre Haare waren dunkelblond und dicht, die Augen hell
gelblichen
und gress, die Gesichtszüge aber sahen nun im Licht des zweiar-
migen Deckenlusters noch verblühter aus als im Dämmerschein der
Strasse. Plötzlich blickte sie zu ihm auf und einfach, beinahe
trocken, sagte sie! „Sie sollen nicht schlecht von mir denken,
aber ich bin wirklich so allein.“ Ergriffen trzt er näher zu