A20: Flucht in die Finsternis (Der Verfolgte, Wahnsinn), Seite 92

"greignisse im Hauße Laub von Bedenken bezüglich der Zukunft
nicht ganz frei war. Auffallend rasch aber kehrten ihre Gedanken
wieder zu Otto zurück. Sie richtete die besorgte Frage an Ro-
bert, ob er das Aussehens seines Bruders nicht aufallend verän-
dert fände. Robert verneinte es wohl, wie ihm ja die Besorgnisse
der Schwägerin bisher einer ernsteren Grundlage überhaupt zu ent-
behren schienen. Trotzdem aber wirkten ihre Worte in ihm nach,
umso mehr, als ihm Otto tatsächlich in der letzten Zeit recht
gealtert vorkam. Und als er Tags darauf im Sinne Mariannens
neuerliche brüderliche Mahnungen an Otto richtete, fiel ihm des-
sen gereizte Antwort, ein eigentümlich unruhiger Blick seiner
Augen auf, den er bisher noch nie bemerkt hatte, und als er das
Zimmer verliess, eine gewisse Müdigkeit seines Ganges. Alle diese
Beobachtungen bewegten ihn auf besondere Weise. Sollte er kränker
sein als ich, fragte er sich, als er die Treppe hinunterging.
Leicht möglich, Ich bin es ja nicht mehr. Ich bin gesund, ich bin
glücklich, ich bin wieder jung.
An diesem Nachmittag holte er Paula ab, um mit ihr,
wie sie es schon ein paar Mal getan, nach einer Wohnung Umschau
zu halten. Sie nahmen den Weg einem vorstädtischen Bezirk zu,
wo sie am ehesten erwarten konnten, eine ihren Verhältnissen ent-
sprechendes Heim zu finden. Denn sie waren auf Roberts Beamton-
gehalt und auf eine bescheidene Rente aus dem Erbteil von Paulas
längst verstorbenen Grosseltern angewiesen; und Paula sprach heu¬
te nicht zum ersten Mal davon, ob sie nicht durch Erteilung
von Violinlektionen zur Führung des Haushaltes einiges werde