A20: Flucht in die Finsternis (Der Verfolgte, Wahnsinn), Seite 10

-10-
Zimmer, das man ihm aawies, hochgewölbt mit zwei breiten Fenstern,
behaglich eingerichtet und mit dem Ausblick auf die grünpatinierte
Kirchenkuppel, versöhnte ihn mit dem trübseligen ersten Eindruck.
Er liess sein Gepäck heraufschaffen und machte sich sofort daran,
mit Hilfe einiger Kleinigkeiten aus eigenem Besitz, die er auch auf
Reisen stets mit sich zu führen pflegte,wie Briefmappe, Papiermesser,
Aschenschale und dergleichen, dem Gasthofzimmer einen leisen Schein
von Häuslichkeit zu verleihen. Nachher begab er sich in das Bade-
zimmer, dem wohl anzumerken war, dass er es nur nach der widerwillig
anerkannten Forderung einer neuen Zeit aus irgend einem unbenutzten
Bodenraum für seine jetzige Bestimmung umgewandelt worden war. Eine
gelbliche,in die Decke eingelassene Lampe verbreitete spärliches
Licht in dem fensterlosen Raum, und durch den länglichen Spiegel,
der in einem glatten alten Goldrahmen an der Wand hing,ging ein
Sprung von unten bis oben. Seiner Gewohnheit nach blieb Robert
ziemlich lange im Bad, dann, den rauhen weissen Mantel um die Schul-
ter geschlagen, trat er vor den Spiegel hin und fand sein bartloses,
schmales Gesicht recht frisch, ja sogar für seine dreiundvierzig
Jahre von ziemlich jugendlichem Aussahen. Schon wollte er sich be-
friedigt abwenden, als aus dem trüben Glas in ritselhafter Weise
ein fremdes Auge ihn anzublicken schien. Er beugte sich vor und
glaubte zu bemerken, dass das linke Lid tiefer herabsinke als. das
rechte. Er erschrak ein wenig, prüfte mit den Fingern nach, swinkerte,
presste die Lider fest aneinander und öffnete sie wieder,-doch
der rechten Seite
leb bestehen. Er kleidete sich
der Unterschied gegenüber xxxx
rasch an, trat vor dem grossen Wandspiegel zwischen den beiden
Fenstern, öffnete die Lider so weit er vermochte und müste fest-