A20: Flucht in die Finsternis (Der Verfolgte, Wahnsinn), Seite 17

1 1 7
-27-
erschien ihm wie von Geheimnissen umflossen.
Am Abend besuchte Robert ein Vorstadttheater. In be-
haglicher, etwas müder und traumhafter Stimmung folgte er dem hei-
teren musikalischen Spiel und war kindlich erfreut, als ihm der
erste Komiker mitten in einem Couplet von der Bühne herab vertrau-
lich zunickte. Nach dem Theater nahm er den Weg in ein Kaffeehaus
der inneren Stadt, wo sich seit Jahren allabendlich ein kleiner
Kreis von Bekannten zu versammeln pflegte,mit denen Robert von der
Reise aus, wenigstens anfangs, auf Ansichtskarten flüchtige Grüsse
getauscht hatte. Als er eintrat, sah er in der gewohnten Ecke Herrn
August Langer sitzen, xxx Vetter seiner verstorbenen Frau, einen
liebenswürdigen, älteren Herrn, höheren Bankbeamten, der durch Tracht
und Haltung seine vielbemerkte Aehnlichkeit mit einem in Sportkrei-
sen sehr populären Aristokraten zu unterstreichen suchte. Schon von
weitem, aber ohne sich zu erheben, und ohne die Zeitung aus der Hand
zu legen,winkte Langer dem Eintretenden zu, drückte ihm dann freund-
lich die Hand und stellte sofort mit Befriedigung dessen vorsügliches
Aussehen fest. Rudolf Kunrich trat heran, ein kleiner Hofschauspieler,
und stimmte Herrn Langer xxx zu. Beide, sowohl Kunrich als Langer,
erschienen Robert in den sechs Monaten seines Fernseins um viele
Jahre gealtert. Der Eintritt Leinbachs, der als Familienvater und
vielbeschäftigter Arzt hier nur ein seltener Gast war, bedeutete
für Robert eine angenehme Ueberraschung. Leinbach, den Freund erbli
ckend, nahm ihn sofort für sich allein in Anspruch, stellte die übli-
chen Fragen. Wie man sich einen von langer Reise Heimgekehrten zu richten
pflegt und fragte ihn endlich, ob er schon wieder ins Amt gehe.
Robert äusserte Zweifel, ob er einer Niederaufnahme