A20: Flucht in die Finsternis (Der Verfolgte, Wahnsinn), Seite 31

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aus einem andern, ihm nicht gleich deutlich werdenden Anlass von
Wichtigkeit zu sein dünkte. Und nun entdeckte er zu einem Ver-
druss, dass eine törichte Angst immer noch auf dem Grunde seiner
Seele lauerte, etwa so, als könnte der düstere Wahn, der ihn selbst
verlassen,unabhängig von ihm,wie ein freigewordener böser Geist
in anderen Menschen sein gefährliches Wesen weitertreiben. Doch
als er um sich blickend,an einem nachmittägig belebten Teil der
Kingstrasse unter vielen Menschen sich völlig unangefochten,ein
harmloser Spaziergänger unter andern fand,zerfloss auch diese
letzte Einbildung in nichts. Unwillkürlich fiel sein Auge auf
eine Frauengestalt, die in einem ziemlich armseligen hellbraunen
Mantel,mit einer schwarzen Rolle auf dem Schosse.auf einer Bank
sass. Ihr Antlitz war blass, nicht mehr jugendlich,fast vergrämt;
jetzt aufschauend lächelte sie kaum merklich,und sah gleich wie-
der vor sich hin. Robert setzte seinen Weg fort und blieb, von
einem Landschaftsbild angezogen,vor der Auslage eines Kunsthänd-
lers stehen, als im Spiegelfenster jene Frauengestalt wieder er-
schien,gesenkten Blicks, eilig vorüberschreitend. Robert wandte
sich nach ihr um, sie ging weiter,ohne seiner zu achten, beide
Hände in die Taschen ihres Mantels vergraben,aus deren einer
die schwarze Rolle hervorragte. Ihr Gang war aufrecht und etwas
schleichend; der anliegende, zu enge und zu lange Mantel verriet
angenehme, nicht überschlanke Formen. Robert folgte ihr und über-
legte, was sie eigentlich sein mochte. Beamtensfrau,dachte er,Buch-
halterin?- Da sie ihren Schritt allmählich verlangsamt hatte,
zweifelte Robert nicht, dass sie die Verfolgung nicht übel nahm
und an einer Strassensche, schon weiter draussen in der Vorstadt,