A20: Flucht in die Finsternis (Der Verfolgte, Wahnsinn), Seite 33

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als des ihr beschiedenen.
Décembre
Ein offener Einspänner trottete vorbei, der Kutscher
Schwang grüssend die Peitsche. Robert lud seine Begleiterin zu
einer kleinen Spazierfahrt ein, sie stiegenein, fuhren durch die
Vorstadt weiter und dann unter dem Bahnviadukt hinaus auf die
Laxenburgerstrasse,mit dem Blick auf die im Abend verdämmernde
Hügelkette. Allmählich rückten sie näher aneinander. Als auf dem
nahen Geleise ein Eisenbahnzug an ihnen vorbeisauste,nahm Robert
Anlass von seiner eben verflossenen Reise zu erzählen,später
brachte er das Gespräch auf die Musik, worauf sie ohne tieferes
Interesse earsing, da sie in ihrer Eigenschaft als Klavierlehre-
rin eben nur von den zufälligen Kenntnissen Gebrauch machte,die
sie sich früher einmal in besseren Lebensumständen als heute, zu
erwerben Gelegenheit gehabt hatte.
Die Sonne war gesunken und es wurde empfindlich kühl.
Robert liess den Wagen der Stadt zuwenden. Sie redeten beide
nichts mehr und als er ihre Hand fasste, gab sie ihm den Druck
mit unerwarteter Wärme zurück. In ihre müden Züge trat ein Schim-
mer von Freude,fast von Glück.
In einem kleinen Gasthof, der Robert von ähnlichen
Gelegenheiten her bekannt war,stieg er mit ihr ab,nahm ein Zim-
mer und bestellte ein Abendessen. Während sie es erwarteten, sass
sie mit im Schoss gefalteten Händen auf dem blauen Plüschdivan,
und er, eine Zigarette rauchend,ging in dem bescheidenen, aber
nicht nett gehaltenen Raum auf und nieder. Ueber den Betten hin-
gen zwei schlechte Oeldrucke, italienische Landschaften mit Staffa-
ge vorstellend; rechts der Vesuv, über den Gold von Neapel Raush
und Feuerschein verbreitend, links eine Osteria in der römischen