A20: Flucht in die Finsternis (Der Verfolgte, Wahnsinn), Seite 35

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lich zerrissenen Notenheften ein paar Bogen Kanzleipapier ent-
hielt, wickelte in einen davon das kalte Fleisch und steckte das
Päckchen in die Tasche ihres Regenmantels. Dann gingen sie die
Treppe hinab; Robert leuchtete mit einem Wachskerzchen voran.
T.M.
Auf der Strasse hing er sich in ihren Arm.“Oh, du musst mich nicht
nach Hause begleiten", sagte sie.— "Freilich muss ich nicht. Aber
wenn es mir Vergnügen macht." - An der nächsten Ecke stand ein
Wagen. "Wir werden fahren", sagte er. Sie schüttelte den Kopf.
"Verschwender",erwiederte sie,in dem gleichen müden Ton, wie ein
paar Stunden vorher, als er eine Flasche besseren Weins bestellt
hatte. Aber der Kutscher stand schon bereit, die junge Frau stieg
ein; und nun fühlte Robert plötzlich gar keine Lust mehr sie
zu begleiten. Er blieb zögernd neben dem Trittbrett stehen,ihre
Hand in der seinen und fragte: "Wann sieht man sich wieder, mein
Kind?" - "Ich hab dir ja gesagt,wo ich wohne”,erwiederte sie
"und wenn du vielleicht wieder einmal mit mir zusammen sein
willst, so schreib mir nur ein Wort. Ich bin immer frei.” - "Um-
so besser", sagte er. Und langsam setzte er hinzu: "Ich danke dir
recht sehr. Dabei küsste er ihre Hand. Sie trug keine Handschu-
he, ihre Finger waren kühl. Und als er aufblickte,las er in ihren
Augen: Wir werden uns gewiss nie wiedersehen. Ich hab dir ja
kaum gefallen, das weiss ich; mein gestricktes Leibchen war nicht
nach Meinem Geschmack und mancherlei anderes, was ich eben nicht
besser habe, und das du anders gewohnt bist. Du wirst mir nicht
schreiben, ich weiss es. Er las das alles so deutlich in ihrem
Blick, dass er sich beinahe gedrängt fühlte ihr zu widersprechen.
Aber der Wagen fuhr schon davon. Noch einmal sah sie nach dem