A20: Flucht in die Finsternis (Der Verfolgte, Wahnsinn), Seite 44

-44-
als wüsste Paula mehr zu erraten, als er zu ersählen für richtig
hielt. Doch er dachte: Ihr dürfte ich auch Verbrechen eingestehen,
wenn ich welche begangen hätte.
leh-
Während seines einsamen Nachmittagsspasiergang spiel-
te er mit der Frage, ob er es wagen dürfe um Paula anzuhalten.
Sie gefiel ihm besonders gut. Dass sie nicht mehr allzu jung war,
vielleicht schon dreissig, und auch, dass sie aller Wahrscheinlich-
keit nach, ein ernsteres Herzenserlebnis hinter sich hatte, empfand
er als weitere Vorzüge ihrer Person. Am Abend sassen sie lang
in der Halle zusammen; sie planderten wie alte Freunde, so dass
einander endlich mit Verwunderung fragten,warum sie am Meeres-
strand wie Fremde, ja, wie sie sich gegenseitig gestanden, anfangs
sogar mit einer Art von Antipathie aneinander vorbeigegangen va-
ren.
1.
dee
"Wir haben viel nachzuholen", sagte Robert und er füg-
te hinzu: "in den paar Tagen hier heroben." - Sie sah eine Weile
vor sich hin, plötzlich mit einer ihr eigenen raschen Bewegung
warf sie den Kopf nach der Seite und liess das Gespräch harmlos
weitergehen.
Nachts träunte Robert von der armen Klavierlehrerin,
mit der er seinen letzten Wiener Abend verbracht hatte. Er
sohritt mit ihr einen Waldpfad hin,denselben, den er in jener Ab-
schiedstunde mit Alberta gegangen war. Sie hielt die Hände in
den Taschen ihres langen Regenmantels und sehr rasch, ohne Robert
nur anzusehen, sprach sie völlig unverständliche Worte ins Leere.
Er aber wusste, dass dies eigentlich keinen Spasiergang zu bedeu-
ten hatte, sondern seinen eigenen Lebensweg, ja sein allmählich