A20: Flucht in die Finsternis (Der Verfolgte, Wahnsinn), Seite 46

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in dem er auf weiter übene eine Art von Schlacht gesehen, aber
in so trüb-fahlem Lichte, dass er die beteiligten Kämpfer weder
einzeln, noch als Ganzes wahrzunehmen vermochte. Dann aber hatte
er am Firmament statt der Sonne einen schief gestellten, mit Or-
gantin verhängten gelb flimmernden Luster erblickt und plötzlich
gewusst, dass dieser Luster und nicht jenes fahle Bild auf der
Ebene die Schlacht bedeutete. Paula hatte den Kragen ihrer weis-
sen Wolljacke aufgestellt, ihr Gesicht war von der frischen Luft
gerötet. Plötzlich mit jener überraschenden Wendung des Kopfs,
die Robert schon an ihr kannte und beinahe liebte, wandte sie
sich zu ihm: "Beschäftigen Sie sich nicht ein dischen zu viel
mit sich selbst" - "Ich glaube nicht", erwiederte Robert betrof-
fen. "Vielleicht gesteh' ich's nur aufrichtiger zu als Andere."
Und er fragte sich: Wenn ich ihr früher begegnet wäre, hätte es
mir geholfen? Wär' ich ein Anderer geworden,ein Gesunderer, ein
Besserer als ich heute bin? War mir mein Dasein von Beginn an vor-
gezeichnet? Oder hab' ich irgend einmal die Wahl gehabt - die
Wahl swischen Schwäche und Stärke, zwischen Gesundsein und Krank-
sein,swischen Klarheit und Verwirrung? Aber war denn schon etwas
entschieden? Nein. Untrüglich wusste er's mit einem Mal, dass ihm
die Wahl noch immer in die Hand gegeben war; aber freilich nicht
mehr für lange...
Der Wagen hatte sich gewandt und nun ging es rasch
bergab. Robert sprach von Amtsgeschäften, die ihn erwarteten, von
seinem Interesse für die Forderungen seines Berufs,-so lebhaft,
als läge es ihm daran merken zu lassen, dass er mit beiden Füssen
auf festen xxxx Boden stand und keineswegs ein Trauner oder