A20: Flucht in die Finsternis (Der Verfolgte, Wahnsinn), Seite 49

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nach so langer Zeit—? Plötzlich sah er sein eigenes Porträt vor
sich mit Ueberzieher, Zylinder und Stock, so wie er sich in Wirk-
lichkeit niemals hatte photographieren lassen; ganz in der Art
eines nachlässig vervielfältigten Bildes in einer Tageszeitung,
und darunter las er mit grossen Lettern die Worte: Ein neuer
Blaubart. Er roch das Papier und die Druckerschwärze. Gleich da-
rauf sah er sich vor Gericht stehen als Angeklagter. Er leugnete.
Er schwor zu Gott, dass er niemals einen Menschen umgebracht habe,
Es ist nur ein Wahn von mir, meine Herren Geschworenen. Wie darf
man mich denn wegen eines Wahns vor Gericht stellen? Ich bin
krank, meine Herren Geschworenen, aber ich bin kein Verbrecher.
Die Umstände sprechen gegen mich. Forschen Sie nach, meine Herren.
Alberta ist in Amerika verheiratet und meine Frau war herslei-
dend. Sie ist eines natürlichen Todes gestorben. Und wie,schrill-
te plötzlich eine hohe Stimme, erklären Sie sich,Angeklagter, dass
Ihre Geliebte unter welkem Laube im Walde tot gefunden wurde?-
Man hat sie tot gefunden? Dann hat sic ein Anderer umgebracht.
Der Amerikaner hat es getan.- Sie verwickeln sich in Widersprüche,
Angeklagter. Haben Sie uns nicht selbst erzählt, dass dieser Ame-
rikaner sich um Ihre Geliebte bewarb und dass Sie mit ihr in den
Wald spasierten, während der Amerikaner im Hotel zurückbliebt Sie
erzählten uns ferner, dass das Klavierspiel Ihrer Gattin Sie zur
Verzweiflung brachte und dass Sie sich längst mit Mordgedanken
getragen hatten.- Ich habe nichts erzählt, man legt mir Dinge in
den Mund, die ich nie gesagt habe, Ich bin unschuldig. Ich kann
keiner Fliege Mein Haar kommen.- Ein dröhnendes Lachen geht durch
das ganze Auditorium, dass alle Fenster klirren. Ich bitte um