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der Vorschnung? Die Empfindung, durch die eine Tat möglich gewor-
den ist längst erloschen, ist vielleicht in ihr Gegenteil umge-
schlagen; und die Tat bleibt getan. Zehmen wir an, das Gift,das
ich Brigitte gab, hätte nicht gewirkt. Am nächsten Morgen wäre
sie wieder aufgewacht, lebte vielleicht noch heute und kein Mensch
ahnte, was geschehen oder vielmehr was beabsichtigt gewesen war.
Ich selbst würde es nicht ahnen, denn ich hätte es ja vergessen.
Ich habe es vergessen. - Hab' ich das wirklich? Nein, ich erinne-
re mich ja...
"Habe ich dich lange warten lassen?" fragte Otto
1r8
und die Gartentüre fiel hinter ihm ins Schloss.
"Oh, gar nicht“,erwiederte Robert und fasste sich
rasch. "Es war sehr angenehm in der stillen Strasse hin und her
su spazieren."
Sie stiegen ein. Otto machte Aufzeichnungen in sein
ver den qui
Notizbuch. "Wo soll ich den Wagen halten lassen?" fragte er ne-
benhin seinen Bruder.-“Ganz egal. Wenn dich dein Weg vielleicht
in der Nähe meines Gasthofs vorbeiführt“. - “Das lässt sich viel-
leicht machen. Schade übrigens, dass du deine Wohnung aufgegeben
hast. Ich hab’s eigentlich nicht recht begriffen.“ — „Ich musste
doch wohl.“ - „Du musstest —?“ — „Ich habe ja nicht gewusst,ob
es mir jemals wieder möglich sein würde in einer grossen Stadt
zu leben und meinen Beruf auszuüben,“- Wie kannst du das sagen,»
einte Otto und steckte sein Notisbuch ein. — "Du scheinst dich
nicht zu erinnern“, erwiederte Robert, wie miserabel es mir gegen
gen ist; auch im Beginn meiner Reise bin ich noch“ - er sögerte
eine kurze Weile- "von allerlei dunnen Idsen geplagt gewesen.
der Vorschnung? Die Empfindung, durch die eine Tat möglich gewor-
den ist längst erloschen, ist vielleicht in ihr Gegenteil umge-
schlagen; und die Tat bleibt getan. Zehmen wir an, das Gift,das
ich Brigitte gab, hätte nicht gewirkt. Am nächsten Morgen wäre
sie wieder aufgewacht, lebte vielleicht noch heute und kein Mensch
ahnte, was geschehen oder vielmehr was beabsichtigt gewesen war.
Ich selbst würde es nicht ahnen, denn ich hätte es ja vergessen.
Ich habe es vergessen. - Hab' ich das wirklich? Nein, ich erinne-
re mich ja...
"Habe ich dich lange warten lassen?" fragte Otto
1r8
und die Gartentüre fiel hinter ihm ins Schloss.
"Oh, gar nicht“,erwiederte Robert und fasste sich
rasch. "Es war sehr angenehm in der stillen Strasse hin und her
su spazieren."
Sie stiegen ein. Otto machte Aufzeichnungen in sein
ver den qui
Notizbuch. "Wo soll ich den Wagen halten lassen?" fragte er ne-
benhin seinen Bruder.-“Ganz egal. Wenn dich dein Weg vielleicht
in der Nähe meines Gasthofs vorbeiführt“. - “Das lässt sich viel-
leicht machen. Schade übrigens, dass du deine Wohnung aufgegeben
hast. Ich hab’s eigentlich nicht recht begriffen.“ — „Ich musste
doch wohl.“ - „Du musstest —?“ — „Ich habe ja nicht gewusst,ob
es mir jemals wieder möglich sein würde in einer grossen Stadt
zu leben und meinen Beruf auszuüben,“- Wie kannst du das sagen,»
einte Otto und steckte sein Notisbuch ein. — "Du scheinst dich
nicht zu erinnern“, erwiederte Robert, wie miserabel es mir gegen
gen ist; auch im Beginn meiner Reise bin ich noch“ - er sögerte
eine kurze Weile- "von allerlei dunnen Idsen geplagt gewesen.