A20: Flucht in die Finsternis (Der Verfolgte, Wahnsinn), Seite 63

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woher weiss er, dass ich nicht wahnsinnig bin? Ich habe ihn ja
schon wieder angelogen. Von meinen neuesten Wahnideen habe ich
ihm nichts gesagt. Aber er ahnt sie vielleicht. Ich darf nicht
so lange stumm bleiben. Er sieht zwar durch das Wagenfenster auf
die Strasse hinaus,aber mein Schweigen fällt ihm auf. Er fühlt,
dass ich ihm etwas verberge. So geht es nicht weiter. Ich muss
ihm die Wahrheit sagen. Wenn nicht heute, so morgen. Es muss Klar-
heit werden zwischen mir und ihm.
"Im übrigen", meinte Otto, indem er sich plötzlich wieder
zu seinem Bruder wandte, "wir sind da etwas weit abgekommen. Haat
du mir nicht noch irgend ein Leid zu klagen?“
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"Wozu?" erwiederte Robert gleichfalls leichteren Tons,-
"da du mich ja doch für einen elenden Komödianten hältst,weil ich
nicht sämtliche Hotelstubenmädchen der Schweiz wegen versuchten
Giftmordes habe verhaften lassen."
Besser
Otto ging auf den Scherz nicht ein. "Weisst du,was
ich glaube,“ sagte er in dem ernsthaften, etwas strengen Ton, der
ihm manchmal eigen war,“dass dir nach der langen Paulenzerei die
zog regelmässige Arbeit sehr heilsam sein wird. Und was dein sucken-
des Augenlid anbelangt, so brauchst du dir nicht die geringsten
Sorgen zu machen."
Erschrocken wandte Robert sich ihm zu. "Du hast es
bemerkt?“
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Otto seufste auf, "Was magst da dir alles schon wie-
der eingebildet haben....“
wie diese einmal darüber
„Du sagst, dass mein Augenlid zuckt. Das - das wusst
ich eigentlich gar nicht. Ich hatte den Eindruck einer - einer