-65—
benützte Robert gerne die Gelegenheit dem Bruder wegen einer sol-
chen, auch nicht eben vernünftig zu nennenden Lebensweise freund-
schaftliche Ratschläge zu erteilen, die zwar geduldig angehört,
aber nicht im geringsten befolgt wurden.
Dien en
Eines Abends im Kaffeehaus wurde in Roberts Gegenwart
zufällig der Affaire Kostner Erwähnung getan. Man sprach davon,
dass gegen den flüchtigen Anwalt tatsächlich eine gerichtliche
Anzeige nicht vorgelegen, oder dass sie zurückgezogen worden
war; die prächtige Wohnung sei freilich unter der Hund schon
für die allernächste Zeit weitervermistet worden. Bei dieser
Nachricht wurde Robert von einem unverhältnismässigen Mitleid
erfasst, und er sohien sich mit einem Male hart, ja geradezu ver-
worfen, weil er sich um die beiden Damen, die gewiss ein Lebens-
seichen von ihm zu erwarten berechtigt waren, überhaupt nicht mehr
gekümmert hatte. Das Gefühl seiner Versäumnis verfolgte ihn in
den Schlaf, und am nächsten Morgen fragte er telefonisch an, wann
er sich persönlich nach dem Befinden der Damen erkundigten dürfe.
Er erkannte die Stimme Paulas erst, als ihn mit völliger Un-
befangahheit für den Abend desselben Tags um seinen Besuch bat.
Der grosse Salon, in den er um die sechste Stunde
eintrat, sah unwirthlich, beinahe traurig aus. Die Möbel waren
grauen Leinen überzogen, der Luster mit weissen Orgentinstoff
verhängt, wodurch Robert sich an jenen verflossenen Trä-
der Sedanschlacht erinnert fühlte. Auf dem geschlossenen Flügel
standen allerlei Kunstgegenstände aus Glas, Porzellan und Bronse,
offenbar zum Verpacktwerden hergerichtet; aus den Wänden regten
Nägel hervor und Bilder lehnten verkehrt an den Wänden. Pauls
benützte Robert gerne die Gelegenheit dem Bruder wegen einer sol-
chen, auch nicht eben vernünftig zu nennenden Lebensweise freund-
schaftliche Ratschläge zu erteilen, die zwar geduldig angehört,
aber nicht im geringsten befolgt wurden.
Dien en
Eines Abends im Kaffeehaus wurde in Roberts Gegenwart
zufällig der Affaire Kostner Erwähnung getan. Man sprach davon,
dass gegen den flüchtigen Anwalt tatsächlich eine gerichtliche
Anzeige nicht vorgelegen, oder dass sie zurückgezogen worden
war; die prächtige Wohnung sei freilich unter der Hund schon
für die allernächste Zeit weitervermistet worden. Bei dieser
Nachricht wurde Robert von einem unverhältnismässigen Mitleid
erfasst, und er sohien sich mit einem Male hart, ja geradezu ver-
worfen, weil er sich um die beiden Damen, die gewiss ein Lebens-
seichen von ihm zu erwarten berechtigt waren, überhaupt nicht mehr
gekümmert hatte. Das Gefühl seiner Versäumnis verfolgte ihn in
den Schlaf, und am nächsten Morgen fragte er telefonisch an, wann
er sich persönlich nach dem Befinden der Damen erkundigten dürfe.
Er erkannte die Stimme Paulas erst, als ihn mit völliger Un-
befangahheit für den Abend desselben Tags um seinen Besuch bat.
Der grosse Salon, in den er um die sechste Stunde
eintrat, sah unwirthlich, beinahe traurig aus. Die Möbel waren
grauen Leinen überzogen, der Luster mit weissen Orgentinstoff
verhängt, wodurch Robert sich an jenen verflossenen Trä-
der Sedanschlacht erinnert fühlte. Auf dem geschlossenen Flügel
standen allerlei Kunstgegenstände aus Glas, Porzellan und Bronse,
offenbar zum Verpacktwerden hergerichtet; aus den Wänden regten
Nägel hervor und Bilder lehnten verkehrt an den Wänden. Pauls