A20: Flucht in die Finsternis (Der Verfolgte, Wahnsinn), Seite 75

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dem Schlüsselbund ihrer wartete, um sie über die schmale, durch
freihängende Glühlampen nur notdürftig erleuchtete Stiege und
durch den Flur, in dem Bretter und Kacheln herumlagen, ins Freie
zu geleiten; und nun gingen sie schweigend weiter,Arm in Arm,
durch mässig belebte Strassen einer stilleren Gegend zu,wo kleine
Vorgärten den Beginn des Villenviertels ankündigten. Hier blieb
der Schnee schon liegen, während er früher unter ihren Schritten
in trübes Grau zerflossen war. Endlich begann Paula: "Ich habe
deinen Blick dort oben wohl verstanden. Du hast also auch davon
reden gehört?"
"Wie sollt ich nicht? Die Geschichte war ja fast be-
Mai
rühmt."
„War sie das?“ Sie lächelte vor sich hin.
"Wie lang ist's her, dass er tot ist?" fragte er leise.
"Sieben Jahre", erwiederte sie.
"Du hast ihn geliebt?"
"Er hat mir viel bedeutet. Aber geliebt habe ich ihn
nicht. Geliebt hab' ich einen Andern. Davon haben die Leute frei-
lich nicht gesprochen, es wäre auch nicht besonders intressant
gewesen. Der Andere war nämlich ein ganz unberühmter junger Advo-
kat. Vielleicht hast du ihn gekannt." Und sie nannte den Namen
flüchtig
eines jungen Mannes, dem Robert zuweilen in Gesellschaft begegnet
war.
„Ein ganz hübscher Mensch,“ bemerkte er beiläufig.
und
"Ja, das war er wohl - um swansig Jahre jünger als der
Andere."
"Und wie kommt's, dass auch daraus nichts geworden