A20: Flucht in die Finsternis (Der Verfolgte, Wahnsinn), Seite 92

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"Du erinnerst dich also“, fiel Robert so hastig ein, als
hätte er den Bruder ertappt und er nachte wieder.
Otto verzog die Miene in seiner spöttischen Art. "Ich
kann allerdings keine Garantie übernehmen, dass sich dieses Schrift-
stück noch in meinem Besitz befindet, denn ich habe die Gewohnheit
alle paar Jahre unter dem Zeug, das sich so im Lauf der Zeit an-
sammelt, aufzuräumen; und es wäre nicht unmöglich, dass auch dein
Brief von damals,wie allerlei anderes, irgend einmal in Flammen
aufgegangen ist. Aber wenn du Wert darauf legst,will ich nachse-
hen." Er sprach mit einer Ruhe, die sehr absichtlich wirkte. "
„Wenn du einmal Zeit hast“, sagte Robert rasch,"so
wäre ich dir dankbar, denn ich möchte nicht - und du wirst es be-
greifen,- dass der Brief später einmal meinen Neffen in die Hän-
de fiele und sie sich über ihren verrückten, längst verstorbenen
Onkel lustig machten."
"Du bist ja sehr besorgt um deinen Nachruhm", meinte
Otto. "Aber wahrscheinlich bin ich es - unbewusst - schon früher
gewesen, und das allerdings etwas lächerliche Schriftstück dürfte
gar nicht mehr existieren. Wenigstens erinnere ich mich nicht,
dass es mir seit vielen Jahren vor die Augen gekommen wäre.“
"Ich hätte natürlich auch nicht mehr daran gedacht,
beson
aber die neue Lebensperiode, in die ich eintrete,- nicht wahr,
Otto, du verstehst ja - - man möchte alles weit hinter sich gewor-
fen haben, was an trübe Epochen der Vergangenheit mahnt, man möch-
alka
te jede Spur davon aus der Welt verschwunden wissen... Leider
geht es nicht mit allem so einfach - wie mit einem Stück-Papier.