A20: Flucht in die Finsternis (Der Verfolgte, Wahnsinn), Seite 101

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schon unwiderre
Robert atmete tief auf, wie wenn ihm ein Gnadengeschenk
G.C.H.F.K
geworden wäre. Seine Augen feuchteten sich,er konnte seiner Thrä-
nen nicht Herr werden, und unwiderstehlich hingezogen sank er dem
Bruder schluchzend an die Brust. Eine Weile lag er so und spürte,
wie gute, etwas schüchterne Hände ihm leise über die Haare stri-
chen, so dass er ferner Kinderzeiten und längst vergessener elter-
licher Zärtlichkeiten gedenken musste. Plötzlich aber - er war
dieses wundersamen Gefühls von Geborgenheit sich kaum erst bewusst
geworden - fuhr ihnder Gedanke durch den Kopf: Was bedeutet das?
Warum hat er den Brief herausgesucht? Warum hat or ihn mir wie-
dergebracht? Will er mich in Sicherheit wiegen? Ja. Das ist's.
Er nimmt es auch ohne Brief auf sich. Diesen Brief haben gewiss
schon Andere gesehen. Otto hat eine Abschrift genommen und sie
sich vom Notar beglaubigen lassen. Er bedarf des Origitals nicht
mehr. Nun denkt er, dass ich ihm nicht mehr entgehen kann. Nun
bricht er den =Stab über mich. Seine Hände streicheln Über mein
Haarj nicht Segen bedeutet das,-sondern Abschied und Urteil. Zu-
gleich wusste er, dass alles darauf ankam sich jetzt nicht zu ver-
raten. Und er blieb so lange am Halse seines Bruders hängen, bis
er sich innen ich gefasst und seine Züge zum Ausdruck beruhigten
Ernstes geordnet hatte. Dann machte er sich los und blickte sei-
nem Bruder heiter ins Antlitz, das nun ein blasses, maskenhaftes
Lächeln zeigte. War Otto in diesem Augenblick schon völlig ent-
schlossen zu tun,wosu ihm jener Brief, den er hinterhältiger Weise
zurückgebracht, Vollmacht erteilte? Darüber war sich Robert nicht
im Klaren. Er wusste nur, dass dieser Entschluss, auch wenn er viel-
leicht für den Augenblick ins Schwanken geraten, im nächsten xxx