A20: Flucht in die Finsternis (Der Verfolgte, Wahnsinn), Seite 102

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ganhliek schon unwiderruflich sein konnte. Darum gab es nur eines
mehr-Flucht. Flucht noch am heutigen Tage. Denn das Morgen schon
konnte Verderben bringen. Wohin? Das war am Ende gleichgültig.
Alles übrige würde sich finden, wenn er erst mit Paula die Stadt ver-
lassen hätte. Seine Miene gehorchte ihm so sehr, dass sie von den
Vorgängen in seinem Innern nicht das Mindeste verriet. Den Brief,
den Otto ihm gegeben, hielt er in der Hand, sah ihn flüchtig durch,
ohne ihn eigentlich wieder zu lesen, zerriss ihn in kleine Stück-
chen und mit einem humoristischen Lächeln zu seinem Bruder hin
warf er sie in den Ofen. "Und nun wird es Asche“, sagte Otto be-
deutungsvoll und mit einem Pathos, das sonst seine Art nicht war.
Wie ungeschickt, dachte Robert und stiess mit dem Fuss
Mijne
die Ofentüre su.
"Aber du solltest wohl längst im Amt sein“,meinte Otto
in übertrieben frischem Tone. "Darf ich dich nicht hinbringen?"
"Danke. Ich gehe vor der Arbeit in der klaren Winterluft gern
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ein paar Schritte zu Fuss." Er öffnete das Fenster,wie er sich
vorgenommen, dann verliess er mit seinem Bruder das Zimmer.
"Also wir rechnen zuversichtlich darauf", sagte Otto
auf der Stiege, „Euch heute Abend bei uns zu sehen. Nicht wahr?“
Robert nickte. Nun war es ihm völlig klar. Heute Abend sollte
es geschehen. Ein Pülverschen in den Wein oder in den Kaffee...
alles ist vorbei - und dann heiest es: es ist ein Herzschlag ge-
wesen. Die einfachste Sache von der Welt. Wie oft mag sich der-
gleichen zutragen und kein Mensch erfährt davon.
Am Tor reichte Otto den Bruder nochmals die Hand, bat
ihn pünktlich zu sein, dann stieg er in den Wagen, nahm eilig eine
Zeitung vor und war scheinbar schon tief ins Lesen versunken, als