A20: Flucht in die Finsternis (Der Verfolgte, Wahnsinn), Seite 104

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treten war. Und er bebte vor Scham und Angst in dem Gedanken, dass
seine ganze Umgebung schon längst vor ihm als vor einem Geistes-
gestörten gewarnt sein mochte.- Ja, vielleicht war Otto in dieser
Stunde bei Paula und senkte in ihr Herz den Keim des furchtbarsten
Misstrauens,um dann,wenn die Tat vollbracht war,gerechtfertigt,
ja als Helfer, als Erlöser, vor ihr und den Andern dazustehen.
"Was ist Ihnen?“ fragte der Baron nochmals und legte
die Hand auf Roberts Schulter.
Eine rasche Ueberlegung sagte Robert, dass er sich aufs
Aeusserste zusammennehmen müsste, um einen gefährlichen Verdacht
nicht zu trügerischer Gewissheit werden zu lassen. Er strich sich
über die Stirn und erwiederte ruhig: "Nichts.Herr Baron, nichts
weiter als ein Kopfschmerz, ein fliegender Schmerz.der mich, wie
zur Erinnerung an meine nervösen Zustände, vom vorigen Jahr, manch-
mal zu überkommen pflegt. Es ist auch schon wieder vorüber."
Sichtlich erleichtert atmete der Baron auf. "Nun, das
ist ja gut," sagte er, "Wir wollen hoffen, dass auf dem Land auch
diese letzten Mahnungen endgültig schwinden werden..."
"Oh, ich bedarf keiner Erholung, Herr Baron, keineswegs.
Der kurze Urlaub, den Herr Baron so gütig sind mir zu bewilligen,
soll wirklich nur dazu dienen meinen Entwurf, mit dessen letzter
fassung ich Ihre Geduld schon über Gebühr in Anspruch nehme, endlich
abzuschliessen.“ Und mit einigen knappen und klaren Worten ergänste
er seine Ausführungen von vorher. Befriedigt nickte der Baron,
Pf.
und als Robert ihn endlich verliess, schien er den kleinen Zwischen-
fall vollkommen vergessen zu haben.