A20: Flucht in die Finsternis (Der Verfolgte, Wahnsinn), Seite 108

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also du musst mich entschuldigen.“ Er erhob sich, sie hielt seine
Hände fest. "Soll ich dich nicht ein Stück Wegs begleiten?"
"Ich danke dir, Liebste, bleib nur daheim und benütze die Zeit lie-
ber, um deine Sachen zusammenzurichten. Viel brauchst du natürlich
nicht mitzunehmen auf die Reise; auf de Hochzeitsreise", fügte
er leise hinzu, sie heftig an sich ziehend. Er fühlte sie in sei-
nen Armen ein wenig zittern und nahm es für bräutliche Erregung.
"Auf Wiedersehen", sagte er dann,küsste ihre kühlen Lippen und
mit einem vergnügten Nicken, als wäre das Ganze ein Spass gewesen,
verliess er das Zimmer.
Er eilte die Treppen hinunter in Angst, dass sie ihm
nachrufen könnte; und auch auf der Strasse schlug er einen raschen
Schritt ein. Wird es wirklich nur auf Tage sein? fragte er sich.
Halt ich es denn für möglich, dass Otto einfach durch die Tatsache
meines Verschwindens wieder zur Vernunft kommen könnte? Ist es
nicht viel wahrscheinlicher, dass er meine Abreise als ein neues
Zeichen in seinem Sinn deutet,dass er meinen Aufenthalt zu ent-
decken sucht, mich verfolgt, oder verfolgen lässt und am Ende
findet?! Nein, das wird er nicht. Ich werde schlauer sein als er.
Finden sollen sie mich nicht! Wie wär's, wenn ich einen Selbstmord
vorspiegelte? Kein übler Einfall. Doppelselbstmord. Ich und Pau-
la. Wir lassen einen Brief zurück... wie man es in solchen Fäl-
len zu tun pflegt. Man würde sich nicht einmal sonderlich wundern.
Niemand. Der Baron Prantner gewiss nicht. Auch Herr Kahnberg nicht,
Und Otto am wenigsten. Er würde seine fixe Idee nur bestätigt
finden. Ich hätte ihm eine Mühe erspart. So würde er sich die
Sache zurecht legen. Und er wäre der Sieger. Der Sieger? Ist es denn