A20: Flucht in die Finsternis (Der Verfolgte, Wahnsinn), Seite 119

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einsame Felsenspitze, über der ein Stern schimmerte. Vom Kirch-
turm schlug es halb eins und die Klänge tönten lange fort, als
wollte die Nacht sie nicht wieder herausgeben; sie wurden lauter,
voller, und endlich dröhnend wie Orgelklang. In einer riesigen,
sonst völlig leeren Kirche wandelte Robert mit Doktor Leinbach
umher und an der Orgel, ungesehen, aber Robert doch bewusst,sass
der Pianist aus dem Nachtlokal,während Höhnburg die Register trat
und dabei wie ein Hanswurst den Kopf weit über die Brüstung des
Chors streckte und immer wieder zurückzog. Leinbach aber erklär-
te, dass der Mann dort oben nicht etwa eine Fuge von Bach spiele,
sondern,dass er Lebensgeschichten in Musik setze,wie das bekannt-
lich alle begabten Pianisten tun. Gleich darauf wanderte Robert
zwischen Bahngeleisen hin, einer offenen Landschaft zu, mit einer
roten Fahne in der Hand, die er ununterbrochen schwenkte und end-
lich auf einen Erdhügel pflanzte, unter dem Alberta begraben lag.
Dann schritt er auf einem schmalen Gebirgskamm hin,Abgründe zu
beiden Seiten, mitten durch eine wundervolle, blaue Winternacht.
Endlich sass er, erfrischt, mit kühlen Wangen und sich der Arbeit ent-
gegenfreuend in seinem Bureau, als plötzlich sehr heftig an die
Türe geklopft wurde. Er wusste sofort, dass dies nur Albertens
Gatte sein konnte, der gekommen war Rechenschaft von ihm zu for-
dern. Doch er war fest entschlossen nicht zu öffnen. Vielmehr
verliess er den Raum durch die gegenüberliegende Türe und stürm-
te weiter durch eine ganze Reihe von Zimmern; in jedem standen
Tische, an jedem sassen Schreiber, deren Federn mit ungeheuerer
Eile über das Papier fuhren, mit der freien Hand aber warfen sie
die Bogen in offene Reisetaschen, die sich immer selbettätig auf
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