A230: Und einmal wird der Friede wieder kommen, Seite 24

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(Krieg)
Das solidaritätsgefühl der Machthaber, auch wenn sie miteinander
im Criege stehen, wurzelt tiefer als das solidaritätsgefühl der Völker
untereinander, selbst wenn sie im Frieden unterein ander leben.
Der Absolutismus isttradition, ist uralt, wie die Weltgeschichte.
Ja, man könnte sagen, er ist eine Idee, eine angeborene Idee und in den
echtesten Instinkten der Menschheit begründet. (A priori ist jeder
Mensch Absolutist in eigener Sache, schon indem er Egoist ist und es
sein muss). Wenn irgendwo Menschen aber diese Idee des Absolutismus
verkörpern, ja personifizieren, wie es Könige, ebenso wie Präsidenten
und... (unleserlich) tun, so reichen sie sich über Jahrhunderte
und über Landesgrenzen brüderlich die Hände.
Die demoktratische Idee dagegen ist jung, nicht älter als der
moderne Staat, der überhaupt noch nicht existiert, den wir erst zu ent-
wickeln trachten. Die Demokratie der Antike hat mit der unsern kaum
etwas zu tun, da die ökonomischen, sozialen und religiösen Bedingungen
damals durchaus andere waren. Die moderne Demokratie ist kaum älter als
seit 48. Man darf sie nicht einmal bis zur französischen Revolution
zurückverfolgen.
Trotzdem oder vielmehr deswegen misstrauen die Machthaber ein-
ander auch in Friedens- ja sogar in xxxn Bündniszeiten, und die Völker
empfinden eine gewisse schüchterne, täppische Zärtlichkeit für einan-
der, auch wenn sie gewungen werden, auf einander mit der Waffe loszu-
gehen.
Auf den fruchtbaren Boden dieser sonderbaren Beziehungen ist die
Diplomatie entstanden. Solche Widersprüche sind stets ein fruchtbare
Boden für die Wortmacher und Geschäftigen.