A240: Arbeiten über Schnitzler, Seite 10

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b) Dramatische Versuche
Weit mehr noch als in der Lyrik hatte sich der junge
Schnitzler in dramatischen und erzählenden Werken versucht.
Rein quantitativ und wohl auch qualitativen überwiegen die
dramatischen Werke. Noch vor dem "Anatol" entstanden nicht
weniger als dreiesig Theaterstücke und etwa halb so viele
dramatische Fragmente, von denen die meisten in sein
zwölftes und dreizehntes Lebensjahr fallen, heute aber fast
alle verschollen sind. Es befinden sich darunter Tragödien,
Lustspiele, Märchen, ein Fastnachtsspiel, eine Faschingsposse,
eine Blüdete, eine Haupt- und Staatsaktion, eins Satire, u.a.
Sohnitzlers erstes Werk in dramatischer Form war eine
Tragödie in fünf Akten und einem Vorspiel. Es hiess "Die
Loreley" und wurde 1871-1872 geschrieben. Im folgenden Jahre
beschäftigte sich der jugendliche Dramatiker mit einem
Thema, in dem sich der Einfluss einer sozialistisch ange-
hauchten Gouvernante seiner jüngeren Schwester auswirkte.
Schon im Titel "Aristokrat und Demokrat" ist diese Tendenz
angedeutet. Dass dieser Einfluss aber nicht anhaltend war,
ist aus einigen späteren dramatischen Plänen ersichtlich.
Im Jahre 1879 zeichnete Schnitzler "Konfuse Ideen zu einem
sozialpolitischen Drama" auf, wo es unter anderem auch einen
Sozialistenklub gibt, in dem diese "Volksbeglücker" Champagner
auf das Wohl des armen Volkes trinken und es bedauern. Die-
selbe kritische Einstellung findet sich in "Prinz Julian,"
einem Fragment aus dem Jahre 1881. Während unten ein Garten-