A240: Arbeiten über Schnitzler, Seite 15

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lebenslustigen, galanten Frauen lieber sind als diesen anständi-
gen Damen hier.... Jene wollen mich für eine Nacht.... die da
wollen mich gleich für’s ganze Leben.“ Dies mutet gewissermassen
als eine Vorarbeit zu "Weihnachtseinkäufe," einer der gelungen-
sten "Anstol“ Szenen, an, wo Gabriele, eine verheiratete Frau,
auch nicht den Mut besitzt, sich ihrem natürlichen Gefühl für
Anatol hinzugeben, und wo der letztere dann von ihr zu seinem
süssen Mädel geht.
Ganz im Minklang mit der oben erwähnten wegwerfenden Ein-
stellung zur Ehe kommt auch schon in einem frühen Plan und
Pragment eheliche Untreue vor. In “Die Paulwürfe“ (1883) lisst
sich die Frau eines reichen Kaufmanns, der viel Verstand, aber
keinen Geist hat, von einem vierzigjährigen Hagestolz und Roué
verführen, denn letzterer hat "so viel Geist. Die Freiheit seines
Lebens hat ihm so viel Freiheit der Manieren, der Bewegungen, der
Gedanken gegeben.“ Und sie rechtfertigt ihr Benehmen mit den
Worten: "Es ist so lächerlich, sich durch die Ehe gebunden zu
glauben."
Beiläufig sei erwähnt, dass sich unter den Personen des
Stückes ein Dr. Paul vorfindet, der direkt als "der Chor" be-
zeichnet wird, und der genau so handelt und redet wie der
Kaisonneur, der später so oft vorkommt.
Noch ein anderes später sehr beliebtes Motiv, worauf wir
schon bei dem Gedichte "Prosektor" aufmerksam machten, findet
sich in diesem Plan. Am Schluss gibt es einen Aufstand in der
Fabrik des Kaufmanns, wobei dieselbe in Flammen aufgeht. Die
Frau ist bei ihrem Liebhaber und die Flammen machen sie rasend.