A240: Arbeiten über Schnitzler, Seite 57

In der Tat, Beatrice war verschwunden, ihre Liebe hatte sie- wir wissen
es bereits - zu Filippo getrieben. Dasie endlich unter ungeheurem Erstau-
nen aller wieder im Garten auftaucht, lügt sie, sie sei in der Kirche
San petro gewesen. Ihr Unglück will es, dass sie den kostbaren Braut -
schleier in des Geliebten Hause zurückgelassen. Derherzog will sie des-
halb von sich stossen, lässt sich aber schliesslich von ihr bereden und
folgt ihr durch die Strassen der Stadt zum Hause Filippo Loschis. Hier
finden sie den den verlorenen Schleier, verlassen aber nicht sofort das
Haus, obwohl Beatrice, die Nähe des hinter Vorhängen versteckten toten
Freundes fürchtend, ihren Gemahl darum anfleht. Dem Wahnsinn nahe ruft
sie aus
-Nach Hause also! Sehnst du dich denn nicht
Nach meinen Küssen? Denke, was du tatst,
Mich zu gewinnen! Bist ein Herzog doch
Und nahmst mich gleich zum Weib, da ich's verlangte,
Und schenktest mir so viel und gabst ein Fest,
Und morgen früh musst du davon und höre-hör e-
Ich liebe dich!
Bitte! Der Herzog will die Bratnacht in diesem abgelegenen
Vergebliche
Hause verbringen
Hier wallt es faltenschwer zur Erde nieder -
Komm, Beatrice, dort ist's aufgerichtet,
Dass solcher Ehren nimmer sich versah,
-Das Brautbett wartet, Fürstin von Bologna!
Lionardo zieht Beatrice an sich, hebt den Vorhangzur Seite und erblickt
entsetzt die Leiche des von ihm in sein Schloss gerufenen Dichters. Zu
Beatrice spricht er
„Der starb um dich? Und den verrietest du?
Und mich um ihn? Und wied'rum ihn um mich?
Was bist du für ein Wesen, Beatrice?
Und all dies Ungeheure musste sein
Dass ich Filippo Loschi sehen durfte-
Und einzigmal und so? xxx Geheimes Walten!
In welche Tiefen muss ich untersteigen,
Die Wurzeln finden, wo sie sich verschlangen?
als Beatrice, von den ihren verlassen und verstossen, vor ihm
Und später,
steht:
"Warst du nicht, Beatrice, nur ein Kind
Das mit der Krone spielte, weil sie glänzte,-
Mit eines Dichters Seel', weil sie voll Rätsel,
Mit eines Jünglings Herzen, weil’s dir just
Geschenkt war? Aber wir sind allzu streng
Und leiden's nicht, und jeder von uns wollte
Nicht nur das einz'ge Spielzeug sein - nein, mehr
Die ganze Welt. So nannten wir dein Tun
Betrug und Frevel — und du warst ein Kind!
(zu Frau Nardi gewandt:
Hier hast du deine Tochter - sie ist frei,
Und du lass' alles Fürchten, Beatrice
Beatrice antwortet:
Das ist vorbei! Und war doch das allein,
Was mich die fürchterlichen Wege jagte
Von Lüg' in Lüge, Schmach in Sehmach, und mich
Hier neben dir (zu dem Toten:) anbetteln liess den andern
Mich zu umarmen, - was mich dulden liess,
Dass deinem Leichnam arger Schimpf geschah,
Und alles, weil's mich graute, da zu liegen
Wie du.