A240: Arbeiten über Schnitzler, Seite 74

1 „ „ —: —:
-5-
an das Schicksal" um das damals sehr moderne (durch Charcots
Hyppnose
Forschungen aktuell gewordene) Problem der Markase kreist, sagt
der enigmatische Held am Schlüsse, nachdem er sich ein etwas
gewagtes Spiel mit den braven Basler Bürgern erlaubt hat, bezie-
hungsreich abschliessend: "Wir spielen alle, wer es weiss, ist
klug". Und in "Frage an das Schicksal“ concludiert ganz ähnlich,
wenn auch noch mehr in der Richtung zum Gesellschafts-Witzigen,
ein junger Schwerenöter: "Also das Eine wird mir jetzt klar:
dass die Weiber auch noch in der Hypnose lügen.“ Später werden,
wie bei jedem wahren Dichter,aus den "Weibern" Frauen, aus dem
Witz wird Weisheit, letzte schmerzliche Erkenntnis, traurig be-
glückend, So heisst es in Schnitzlers letztem dramatischen
Werk: "Der Gang zum Weiher", dessen Aufführung am Wiener Burg-
theater er noch erlehen durfte,in einem unsterblich Vers: “Als
lernte Leid sich leicht. Auch Leid ist Gnade.“ Hier wird die
Philosophie lauterste Poesie,
Den Geist, den Schnitzler in seinem Dialog versprühte
doch immer im Dienste dramatischer Charakteristik - sublimierte
er in seinen letzten Jahren zu einem köstlichen kleinen Buch:
"Buch der Sprüche und Bedenken“, von dem dieses Heft einen klei-
nen Auszug enthält. Es ist ein rein philosophisches Buch, aber
ein von lebendigster Anschauung völlig durchdrungenes, von der
Art etwa, wie es die grossen Moralisten des französischen 17.
und 18. Jahrhunderts, ein Chamfort, ein La Bruyère zu Papier
brachten. Oder klingt es nicht wie von La Bruyère, wenn Schnitz-
ler notiert: "Mit dem Ohr der Menschheit ist es so beschaffen,
dass es den Schall zu verschlafen und erst durch das Escho zu