A240: Arbeiten über Schnitzler, Seite 139

den Vorhang aufgehen, wenn es anfangt amuesant zu werden, und lasse ihn
fallen in dem Augenblick wo ich recht behalten habe“.
Aus der grossen Aizahl der Schnitzlerschen Werke kann ich nur einzI-
ges anführen, in welchem der Tod als aus dem Konflikt heraus enstandene
Notwendigkeit empfunden wird : "Freiwild". Inden uebrigen Stuecken ist er
eben eine Moeglichkeit, allerdings eine begruendete, nicht unwahrschein-
liche Moeglichkeit. Selbst in "Liebelei" und in "Vermächtniss" habe ich
das Gefuehl, als ob Schnitzler die Frage, was denn die beiden verlassenen
Menschen nun anfangen werden, ob sie wirklich in den Tod gegangen sind,
offen gelassen hat. In „Liebelei“ waere es ganz unnatürlich, dass sich
die ueber ihr Verlassenwerden empoerte, ihren Schmerz analysierende Chris-
tüne, sich eines als unwert erkannten geliebten wegen umbringen sollte.
Im "Vermachtniss" ist es moeglich, dass Toni in den Tod geht,es ist ge-
rade so gut moeglich, dass sie- und das mag noch tragischer sein- weiter-
lebt, durch das Leben zu Grundigernftet wird, dem sie nun preisgegeben
ist. Im "Schleier der Beatrice" wird Beatrice von ihrem Bruder niederge-
stochen. Die Idee des Stueckes wuerde nun keinesfalls darunter leiden,
wenn sie leben bliebe. Immerh'n erscheint es Hausibel, dass ein Bruder
seine zur Dirne gewordene Schwester erstechen sollte. Sala im "Einsamen
Weg "stirbt an einem Herzleiden und Johanna, seine Geliebte, stirbt mit
ihm. Dass sie stirbt wird aber keineswegs so betont als der Gedanke, dass
Menschen jahrelang nebeneinander hergehen und schliesslich von einander
gehen koennen, ohne sich je gekannt zu haben. IM "Medardus" ist der Tod
wohl im Charakter des Helden begründet wie seine ganze Handlungsweise;
auch die Art seines Todes liegt ganz und gar im Bereich der Moeglichkei-