A240: Arbeiten über Schnitzler, Seite 141

Die Tendenz in der Technik Schnitslers.
Es wuerde weit ueber den Rahmen dieser Arbeit hinausfuhren, wollte ich
die Frage, ob die Stellungnahme zur Idem im Drama sich mit den gegenwar-
tig herrschenden Begriffen von Kunst vereinbaren laest, hier auch nür
berühren. Ich muss mich auf eine Feststellung der Tatsachen beschränken
und werde zunächst nachweisen, inwieweit Schnitzler seine Personen zur
Idee des Dramas Stellung nehmen lasst.
Mit dem Schluss des vorigen und mit der Einleitung zu diesem Kapitel ha-
be ich denn schon meine Auffassung des Wortes Tendenz definiert:Stellung
nahme zur Idee des Dramas, zu dem was uns der Dichter sagen oder zeigen
will, zu der von ihm beabsichtigten Wirkung. Es bleibt sich meines Er-
messens ganz gleich,ob des Dichters Absicht ein Protest gegen das Duell
ein Wort fuer die Arbeiter ist, oder ob er uns gewisse Strömungen des Le-
bens, gewisse Eigenarten eines individuellen Menschen oder merkwürdige,
allen Menschen eigene Regungen und Erecheinungen im Selkenleben an Mand
eines besonderen Falles darlegt. Gewiss, jeder Kunstler legt eine Ab-
sicht in sein Werk und wenn es die ist, zu gefallen. Von einer Tendenz deV
Technik moechte ich erst reden, wo das Kunstwerk selber diese Absicht be-
tont, wenn die Absicht aus dem Ganzen aller technischen Wirkungsmittel
heraustritt,wenn das Kunstwerk anstatt zu wirken zu reden anfangt.
Bei Schnitzler gewährt eine Betrachtung dieser Neigung zum Tendenziosen
einen besonderen Blick auf seine Persönlichkeit, insofern als sie zeigt,
wie Schnitzler fortwährend an der Ueberwindung dieser weigung zu arbeite
schrönt wie sie ihm bewusst wird, wie er eine Tugend macht aus ihr, und wie
er anstelle der Sentimentalität, die mit dem pidaktischen wie im Volks-