A8: Buch der Sprüche und Bedenken, Seite 39

in eine andere verwandem konner da ja bei Gott kein Dig unmog-
lich seit Und wenn er, falls du Solches zu bezweifeln wagtest, dich
beschuldigte, daß es dir an Demut mangle und daß sein König schon
deshalb etwas Höheres bedeute als dein Aß, weil er eben die Gnade
habe, du aber nichts — Oder wenn er, deines Widerstandes müde,
einfach die Karten hinwürfe: es sei ja nur ein Spiel und darum
nicht ernst zu nehmen und wenn er sich mit dieser Begründung
weigerte, dir deinen Gewinst auszuzahlen,
Unsinnige Beispiele meinst dur Keineswegs. Immer wieder bist
du als redlicher Marin Abenteuern solcher Art ausgesetzt, wenn-du
dir's einfallen läßt, dich mit einem unlautern Gegner in ein religiöses.
auch wohl in ein philosophisches oder politisches Gespräch einzu-
lassen. Denn im Geistesspiel gibt es noch öfters unehrliche Partner
als am Kartentisch; und solche Falschspieler des Geistes gebärden
sich um 50 unverschämter, als sie immer wieder Leute finden, die
sich aus Dummheit, aus Snobismus oder in der Erwartung bei der
Sache auch ein Geschäft zu machen, auf die Seite jener unredlichen
Spieler stellen und mindestens deren guten Glauben, wenn nicht gar
ihr gutes Recht zu beschwören bereit sind.
Psychophysisches Gesetz
Es ist nun einmal so, daß die Menschen immer erst Raum in
ihren Herzen schaffen müssen, wenn ein neues Wesen ihnen gegen-
übertritt, das auf ihre Liebe, Freundschaft, Sympathie, ja nur auf
ihre Beachtung Anspruch erhebt. Das menschliche Gefühl ist nur
selten einem unerschöpflich sprudelnden Quell vergleichbat, meist
ist es wohl abgemessen in ein Reservoir gezwängt, aus dem es unter
ewig gleichem Druck in eine beschränkte Anzahl von Leitungen
abfließt; und wenn ein neues Rohr sich füllt, muß ein anderes sich
leeren oder gar völlig versiegen. Und ebenso verhält es sich auf
geistigem Gebiete. Sobald von einer neuen Seite her Begeisterung.
Anerkennung, Aufmerksamkeit gefordert wird, werden alle diese
Gaben von einem anderen Objekt, so weit als möglich, mit größter
Hast abgezogen. Und so ausnahmslos wirkt dieses Gesetz sich aus,
daß nicht nur ein Mensch gegen den andern als Gesamterscheinung,
sondern daß auch die Eigenschaften und Leistungen innerhalb
ein und derselben Persönlichkeit immer wieder gegen-
einander abgewogen und ausgespielt werden, als müste jede unvor-
hergeschene neue Ausgabe durch sorgfältigste Sparsamkeit an