A8: Buch der Sprüche und Bedenken, Seite 40

Jahrbuch
anderem Ort gleich wieder gutgemacht sund die etwaigen folgen
einer sträflichen Verschwendung verhütet werden.
Mythos gegen Historie -
Die Bedeutung einer Gestalt für die Menschheit beruht nicht auf
ihrer historischen, sondern auf ihrer mythischen Wahr-
heit, die in jedem Fall eine Wahrheit von höherem Range bedeutet.
Nur wenigen historischen Gestalten wohnt die Kraft inne, ins
Mythische emporzuwachsen, ja manche von diesen mythisch werden-
den Gestalten hören eines Tages sogar auf, historisch zu sein, ja
sie sind es vielleicht niemals gewesen. Die Sehnsucht war es, die
solche Gestalten ins Licht rief, der Glaube erhält sie lebendig und
der Zweifel vor allem ist es, der an ihrer Vergöttlichung teilhat.
Wahn als Selbstbehauptung-
Wie leicht sind wir geneigt, andere des Größen-, des Verfolgungs-
wahns zu bezichtigen und vergessen dabei, daß die Empfindung,
Mittelpunkt der Welt zu sein, eine nahezu normale Art der Selbst-
behauptung vorstellt und daß das innere Gleichgewicht eines In
dividuums eigentlich schon gestört ist, sobald dieses sich nicht mehr
als Zentrum, (als peripherisch zu empfinden beginnt; daß also die
Menschen im allgemeinen ihren sozusagen physiologischen Größen-
wahn bestenfalls nur zu dissimulieren versuchen. Daher wird
nicht nur Feindseligkeit oder Abneigung, sondern auch schon Gleich-
gültigkeit von den meisten Menschen als Verfolgung empfunden,
und gewissermaßen mit Recht. Denn Mangel an Interesse und För-
derung ist in der Wirkung von Schädigung nur graduell unter-
schieden( und in der Okonomie menschlicher Beziehungen besonders
von ethischem Standpunkt aus kaum anders zu bewerten.
Der Äschet als Bösericht
Jede Art von äscherischer Weltanschauung ist mit Egoismus nahe
verwandtf wenn er nicht geraderu als eine ihrer Quellen gelten darf.
und auf die Wirklichkeit angewandt kann sich eine rein ästherische
Wesparschauung be Schurkerei chrlicetm Der wenn wir uns
beispielsweise sorgfältig in acht nehmen, dem bunten Schmerterling
etwas zuleide zu tun und im nächsten Augenblick den uns wider-
lichen Wurm achtlos oder gar absichtlich mit unserem Fuß zer-
treten; was haben wir denn anderes getan als den Wurm mit
dem Tod zu bestrafen, weil er vor unserem Schönheitssinn nicht
so gut bestanden har, wie der Falter, der unser Aug entrückted
Gespensterfurcht —
Wie einsam du zeinlebens gewesen bisr, das kanner du nie völlig
erfassen und wirst es nie, — es sei denn du vermöchtest als Dahin-
geschiedener in die Seele eines Menschen zu schauen, dem du vor
allen lieb gewesen bisr. Dann würdesr du erfahren, wie sich auch
in dieser treuesten Seele der Gedanke, du könntest wiederkehren
aus der Schneucht nach einem Wunder ohnegleichen allmählich sdocht
unaufhaltsamf von Jahr zu Jahr, von Tag zu Tag in grausamet
Schauer der Aager wandele
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